Vorbereitung:
Wir haben uns für einen BMW i3 entschieden. Dies hatte eher persönliche, als technische Gründe. Unser Sohn arbeitet bei BMW und aus diesem Grund waren auch einige Rabatte drin, die aber vermutlich nicht viel höher waren, wie die Rabatte, die man auch sowieso erzielen hätte können.
Elektroautos sind von der Anschaffung her ziemlich teuer, was im Besonderen für den BMW i3 gilt. Aber man möchte ja mal die neuen Techniken probieren. Wenn man noch ein herkömmliches Fahrzeug hat und einen Stellplatz/Garage, wo man laden kann, dann ist dies auch leicht möglich. Wir rechnen auch mit einem erheblichen Ausbau der Lademöglichkeiten, der im vollem Gange ist. Aus diesem Grund sollte man sich im Vorfeld über die Lademöglichkeiten informieren. Auf den Autobahnraststätten gibt es schon reichlich Ladesäulen, die meist eine Schnellladefunktion haben. Diese Schnellladefunktion ist aber auch dringend erforderlich. Beim BMW i3 war die Schnellladefunktion aber eine Sonderausstattung, die wir natürlich dazugekauft haben. Ohne diese Funktion geht gar nicht.
Zum Laden benötigt man eine Ladekarte. Hier gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die meist auch Verträge mit den anderen Ladesäulenbetreibern haben. Wir haben uns für EnBW entschieden, da wir uns viel im Süddeutschen Gebiet aufhalten werden. Nach Angaben der EnBW kann zwischenzeitlich an 18.000 Ladestationen in Europa geladen werden, die sich aber überwiegend in den DACH-Staaten befinden.
EnBW bietet seit Neuestem 2 verschiedene Tarife zum Laden an. Einen mit Grundpreis (7,90 pro Monat) und einen Standardtarif ohne Grundpreis. Da wir doch selten außerhalb unserer eigenen Möglichkeiten laden werden, haben wir uns für den Standardtarif entschieden, der etwas höhere direkte Kosten für das eigentliche Laden hat, dafür aber keinen Grundpreis. Der Tarif mit Grundpreis lohnt sich aber ab ca. 3 mal Laden im Monat über die Karte.
Folglich sollte man vor Abholung des Fahrzeugs bereits mindestens eine Ladekarte in Händen halten. Bei uns dauerte der Prozess der Bestellung ca. 2 Wochen. Hier hat man die Wahl, ob man eine RFID-Ladekarte zusätzlich möchte (was bei uns der Fall war), oder ob man direkt mit der zur Verfügung stehenden Handy-App sich an der Ladesäule identifizieren möchte (dann geht die Zurverfügungstellung etwas schneller). Wir sind hier noch etwas konservativ und wollten auch dann laden können, wenn mal das Handy keinen Strom hat. Für die Ladekarte wurden noch einmalig 10 Euro extra berechnet.
Ansonsten schadet etwas Einlesen in die Thematik nicht. Hier gibt es aber zwischenzeitlich ausreichend Material im Internet. Uns war im Vorfeld durchaus bewusst (aber dazu noch weiter unten), dass die Angaben über die Reichweiten nur unter optimalen Bedingungen gelten. Die alltäglichen Reichweiten sind wesentlich geringer. Beim BMW i3 mit dem 94 Ah-Akku, sollte man nicht mit mehr als 200 km Reichweite rechnen. Die Herstellerangabe von 300 km Reichweite ist sehr mit Vorsicht zu genießen und unter normalen Bedingungen kaum erreichbar. Also wer dauerhaft mehr als 150 km am Tag fährt, für den ist zumindest dieses Modell nicht geeignet. Aber auch hier wird es wohl in den nächsten Jahren Fortschritte geben. Die Energiedichte der Akkus steigt. Selbst beim BMW i3 ist schon ein Akku mit 120 AH in Vorbereitung. Hier kann man zumindest darauf spekulieren, dass wenn mal der Akku getauscht werden muss, dass dann ein Akku mit höherer Leistung zur Verfügung steht. Aktuell würde aber ein Akkutausch beim BMW i3 noch ca. 7.000,- Euro kosten. Dies soll sich aber zukünftig zum Billigeren ändern.
Mehr hatten wir uns im Vorfeld nicht an Gedanken gemacht. Was wird dann tatsächlich an Erfahrungen gesammelt haben, folgt in den nächsten Kapiteln.
Abholung:
Wir hatten uns für eine Abholung in München entschieden, da wir das Auto gleich auf einer längeren Strecke ausprobieren wollten. Da wir bis in den Frankfurter Raum fahren mussten, war dies auch gleich ein kleiner Belastungstest. Wir hatten also ca. 450 km vor uns. Ursprünglich geplant war eine Übernachtung zum Laden bei Verwandtschaft auf halber Strecke (dazu gleich mehr). Zur Not hatten wir ja schon unsere Ladekarte.
Die Abholung sollte am Dienstag, den 29.05.2018 um 15:00 Uhr erfolgen. Dazu musste die Zulassung vorher erfolgen, die direkt an der Abholerstelle erfolgen konnte. Da wir nicht richtig gelesen hatten, ist uns auch entgangen, dass die Zulassungsstelle bereits um 14:30 schließt. Wir waren leider erst 14:31 Uhr dort. Obwohl alle Leute noch da waren, ging nichts mehr. Folglich mussten wir die Abholung des Fahrzeugs auf den nächsten Tag verschieben. Hier wurde aber glücklicherweise bereits um 07:30 Uhr geöffnet.
Nach der Zulassung wurde uns das Fahrzeug nach einer kurzen Einweisung übergeben. Hier sollte man sich einen Fragenkatalog bereitlegen, da der Betrieb eines solchen Fahrzeugs doch etwas anders ist, als bei einem herkömmlichen Fahrzeug. Da wir noch ein ordentliches Programm vor uns hatten und los wollten, haben wir den Einweisungstermin nicht voll ausgenutzt, obwohl der Berater der das Fahrzeug übergeben hat einen kompetenten Eindruck hinterlassen hatte.
Erstaunt waren wir natürlich, dass die angezeigte Reichweite , obwohl das Fahrzeug eigentlich voll geladen sein sollte, nur bei ca. 180 km lag. Dies lag auch daran, dass das Fahrzeug mit eingeschalteten Scheinwerfern auf die verspätete Abholung wartete. Folglich konnten wir unseren ersten Zwischenstop (bei der Verwandtschaft) nicht ohne Nachladen erreichen. Dies hatten wir aber einkalkuliert und bereits Ladestationen an der Autobahn im Vorfeld herausgesucht. Am der Raststätte Burgauer See an der A8 wollten wir zum ersten Mal laden.
Die Reichweite wird, so erklärte man uns danach berechnet, wie die Einstellungen sind und wie vorher gefahren wurde. Folglich waren die genannten Zahlen noch mit Vorsicht zu genießen, bevor man das Auto entsprechend gefahren hatte.
Unser erster Kontakt mit unserem neuen Auto bei der Einweisung.
Erstes Laden unseres BMW i3 auf dem Rasthof Burgauer See
Rückreise und Laden: Die Fahrt begann vielversprechend. Es war ein heißer Tag angekündigt, so dass wir die Klimaanlage voll nutzen wollten. Da wir sowieso nun unterwegs laden mussten, wollten wir kein Sparprogramm des i3 nutzen. Die erste Etappe betrug ca. 105 km. Obwohl wir die Reichweite hatten, war es ein komisches Gefühl, dass wir das Auto doch bis auf wenige km leerfahren mussten. Wir wussten auch noch nicht, wie dies mit dem Laden funktioniert. Im Vorfeld und auch in der App war klar, dass an der Raststätte eine Ladestation sogar von der EnBW stand. Allerdings wussten wir nicht wo genau.
Die Fahrt mit dem neuen Auto ging hervorragend. Es fährt sich wirklich unproblematisch. Man muss sich nur beim Losfahren daran gewöhnen, dass man den Motor nicht hört. Man rollt los und hört nichts. Mit Navi-Unterstützung waren wir auch bald auf der Autobahn. Wir sind dann gleich mit dem Verkehr mit gerollt und haben auch die möglichen Geschwindigkeiten des Autos ausgenutzt (bis 150 km/h).
An der Raststätte angekommen, haben wir uns auf die Standortangabe der Ladesäule verlassen und sind zunächst auf den Parkplatz gefahren, da wir die Ladesäule dort vermuteten. Dort war aber keine Ladesäule. Zu Fuß haben wir die Raststätte erkundet und gleich bei der Einfahrt bei der Tankstelle die Ladesäule gefunden. Folglich mussten wir mit dem Auto wieder zurück zu dieser Stelle fahren, was aber wegen dem nicht vorhanden Verkehr möglich war. Also hier der Ratschlag: Immer die Raststätte von der Einfahrt her nach den Ladesäulen absuchen und sich nicht auf die Positionsangaben in der Map oder der App verlassen.
Nun standen wir an der Ladesäule, die auch frei war. Man kann dies auch in der App erkennen. Allerdings sind dort pro Ladesäule 3 Lademöglichkeiten angegeben, was aber 3 verschiedene Anschlüsse zum Laden bedeutet. Hier muss klar sein, welche Stecker ins Auto passen. Bei uns wollten wir besonders schnell laden und den CCS-Stecker mit 50 KW Leistung. An der Ladesäule muss man zuerst festlegen mit welcher Art man laden möchte, dann den Stecker ins Auto einstecken, danach muss man sich mit der Karte identifizieren. Die Identifikation erfolgt damit, dass man die RFID-Karte an die entsprechende Stelle der Ladesäule hält. Danach beginnt der Ladevorgang sofort. Die Geschwindigkeit des Ladens hat uns überrascht. In weniger als einer halben Stunde, war das Auto wieder (fast) vollgeladen. Zum Stoppen des Ladevorgangs musste man sich nochmals mit der RFID-Karte identifizieren, sonst könnte ja jemand anderes den Ladevorgang stoppen. Die Abrechnung erfolgt dann über eine monatliche Rechnung. Man zahlt zumindest bei meiner Ladekarte von der EnBW nach Minuten. Mit dem Standardtarif (ohne Grundpreis) werden hierfür 35 Cent pro Minute fällig. Also hat der Ladevorgang für eine halbe Stunde mit Schnellladefunktion ca. 10 Euro gekostet. Dafür kann man wieder ca. 150 - 200 km weit fahren. Somit ist das Laden etwas billiger wie das tanken an der Tankstelle, selbst mit der Schnellladefunktion an der Raststätte.
Die Fahrt ging weiter zu unserem ersten Zwischenstopp zum Besuch unserer Verwandtschaft. Die Etappe war gut 90 km lang. Während des Aufenthalts dort wollten wir über das Kabel für die 220 Volt-Steckdose wenigstens ein wenig nachladen. Unser Aufenthalt dort war für 4 Stunden geplant. Wir haben aber gleich bemerkt, dass die Ladegeschwindigkeit nicht sehr hoch sein würde und wir kaum Reichweite gewinnen werden. Außerdem hatten wir das Ladekabel in der Sonne liegen lassen, wodurch die Steuerungselektronik überhitzte und sich abgeschaltet hatte. Folglich mussten wir einen weiteren Ladestopp in der Raststätte Pforzheim einlegen, die ca. 80 km entfernt lag. Ein weiterer Punkt war, dass das Ladekabel nach dem Laden nicht mehr aus der Dose im Auto ging. Es wurde uns bei der Einweisung nicht mitgeteilt, dass hierzu die Fronthaube beim i3 (mit der Fernbedienung) geöffnet werden musste. Ein Blick in die Bedienungsanleitung hatte geholfen. Außerdem muss das Kabel zuerst von der Stromversorgung getrennt werden, bevor es aus der Dose im Auto entfernt werden kann. Lesen macht eben schlauer.
Da dort auch EnBW-Ladesäulen standen und wir diese gleich gefunden hatten, ging das Laden problemlos mit der Schnellladefunktion von Statten. Diesmal war aber bereits eine Ladesäule belegt. Ein kleiner Imbiss in der Raststätte genügte um wieder ausreichend Reichweite für die nächste Etappe zu erreichen. Diese war ebenfalls ca. 80 km entfernt (Raststätte Hardtwald bei Heidelberg) geplant. Obwohl wir unterwegs sehr viel Stau hatten, konnte man sich auf die Reichweitenangaben des i3 durchaus verlassen.
An dem letzten Ladestopp haben wir dann nochmals vollgeladen, um dann bis nach Hause durchfahren zu können. Abends um 20 Uhr waren wir dann glücklich zuhause angekommen. Die Fahrt war sehr lange, was aber hauptsächlich an den vielen Staus (da am folgenden Tag ein Feiertag war) lag. Die Aufenthalte zum Laden sind hierbei kaum ins Gewicht gefallen. Bei den 3 Ladestopps haben wir weniger als 90 Minuten Aufenthalt gehabt, die wir vermutlich auch mit einem konventionellen Auto annähernd erreicht hätten. Insgesamt sind durch das Schnellladen ca. 30 Euro an Kosten entstanden, die für die über 400 km lange Strecke noch akzeptabel waren. Wenn man mehr Zeit hat, kann man hier sparen. Dann zahlt man nur 10 Cent pro Minute.
Unser erstes Nachladen an der Raststätte.
Laden an der Haushaltssteckdose:
Zuhause angekommen hatten wir noch für 60 km Reichweite. In unserer Garage haben wir sofort das Auto an die Haushaltssteckdose gesteckt. Der i3 hat sofort begonnen zu laden, aber die Ladezeit, die das Display im Auto angezeigt hat, war extrem hoch. Bis es wieder vollgeladen wäre, wären fast 20 Stunden vergangen. Wir sind von 8-10 Stunden ausgegangen. Nach einigen Internetrecherchen, war klar, dass dies an unserer Installation in unserer Garage liegt. Aus Sicherheitsgründen schaltet das Kabel dann auf den geringsten Ladestrom. Wie man dies korrigieren kann, habe ich bis dato noch nicht herausgefunden.
Jedenfalls hatte ich ja sowieso eine so genannte Wallbox geplant, die allerdings sinnvollerweise einen Starkstromanschluss (mit 22 KW) benötigt. Dieser muss nun aber zuerst installiert werden. Hierzu muss ein Starkstromkabel (3-phasig) in die Garage gelegt werden. Ein Angebot hierfür inkl. der Wallbox und der Installationsarbeiten in Höhe von ca. 2.700,- Euro liegt uns vor.
Fazit ist, ein Laden an der Haushaltssteckdose ist wirklich nur akzeptabel, wenn man das Fahrzeug nicht täglich nutzen muss. Ansonsten muss eine Schnellladestation über eine Wallbox installiert werden.
Erkenntnisse aus den ersten Tagen der Nutzung (03.06.2018):
Fahren mit dem Elektroauto macht wirklich Spaß. Die Dynamic ist unvergleichbar. Unsere Tochter möchte nur noch mit dem Elektroauto fahren, obwohl auch ein herkömmliches Auto zur Verfügung stehen würde.
Die Reichweitenerwartungen muss man aber deutlich nach unten korrigieren. Optimale Bedingungen herrschen fast nie und bei nichtoptimalen Bedingen verringern sich die Reichweiten erheblich. Nutzt man das Auto nicht, sollte es immer an der Ladestation hängen, vor allem wenn man an der Haushaltssteckdose lädt. Man sollte immer mit einem vollgeladenen Auto losfahren und die Reichweite immer im Blick haben.
Bei den Ladezeiten an der Haushaltssteckdose (ohne Wallbox) muss man seine Erwartungen auch anpassen. Es dauert im Normalfall länger als angegeben. Eine Schnellladeeinrichtung (AC, 22 KW)) ist bei normalem Betrieb sicherlich notwendig. Eine schnellere Ladung über Gleichstrom ist aber zuhause nicht erforderlich. Dies benötigt man nur unterwegs, wenn man längere Strecken zurücklegen möchte und nicht zu lange zum Laden anhalten möchte.
Längere Strecken sind sowieso nur ausnahmsweise und mit sorgfältiger Planung mit dem Elektroauto zu bewältigen. Gut ist es, wenn man hierzu noch ein weiteres herkömmliches Fahrzeug zur Verfügung hat. Bei längeren Strecken muss man (bei Schnellladung 50 KW) mit ca. 90 Minuten zusätzlich Fahrtzeit pro 500 km rechnen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass zumindest der BMW i3 bei 150 km/h abgeregelt wird, obwohl theoretisch höhere Geschwindigkeiten möglich wären.
Fährt man nicht auf der Autobahn, wirkt sich dies günstig auf die Reichweite aus, da man ja wieder Energie gewinnt, wenn man bergab fährt oder langsamer wird. Fährt man allerdings hohe Geschwindigkeiten, verbraucht der Elektromotor verhältnismäßig viel Strom. Aus diesem Grund muss man in erster Linie langsam fahren um Strom zu sparen. Die Einstellung ECO PRO+ erlaubt aus diesem Grund auch nur Geschwindigkeiten bis 90 km/h. Dann werden auch alle sonstigen Verbraucher ausgeschaltet, die sonst elektrische Energie benötigen (Heizung, Klimaanlage usw.). Die Spareinstellungen sind normalerweise selten zu nutzen. Wenn es zu heiß ist benötigt man die Klimaanlage, wenn es zu kalt ist die Heizung und außerdem hat der Akku dann weniger Kapazität. Aus diesem Grund haben wir auch eine Wärmepumpe als Sonderausstattung dazu gebucht, so dass das Fahrzeug und der Akku schon über die Ladestation vorgeheizt werden kann. Dies erhöht die Reichweite im Winter. Diese Funktion ist aber nur zu nutzen, wenn man eine Schnellladestation sein Eigen nennt. An der 220-Volt-Steckdose funktioniert dies nicht bzw. es wird dann mit der Batterie vorgeheizt und die Reichweite geht hierdurch runter.
Weitere Erkenntnisse und Erlebnisberichte werde ich ergänzen, sobald die Erfahrungen vorliegen.